Andacht zum Thema „Gewalt an Frauen“

Neustadt. Die Scham sollte Sache der Täter sein, nicht der Frauen: Die Französin Gisèle Pelicot hat sich aus diesem Grund entschlossen, vor Gericht Bilder der mehrfachen Vergewaltigungen zeigen zu lassen, die sie erlitten hat. Des Missbrauchs an der zum Zeitpunkt der Taten bewusstlosen Frau angeklagt sind ihr Ehemann und 50 weitere Männer – die während der Taten gefilmt wurden. Der Prozess, bei dem das Urteil noch vor Weihnachten erwartet wird, bewegt nicht nur Frankreich, sondern Menschen weltweit.

Der internationale „Tag gegen Gewalt an Frauen“, der jährlich am 25. November begangen wird, wendet sich gegen solch überkommene männlich-dominante Verhaltensweisen, wie sie im Fall Pelicot und bei vielen weiteren Verbrechen an Frauen zum Ausdruck kommen. Zahllose Beispiele belegen, wie wichtig die gesellschaftliche Debatte über Fragen von Diskriminierung, Gewalt und Morden ist, die am „Tag gegen Gewalt an Frauen“ ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden sollen.

Das Frauenwerk des Kirchenkreises Ostholstein und die Neustädter Frauenrunde laden aus diesem Anlass am Mittwoch, 27. November um 19 Uhr zu einer Andacht in der Hospitalkirche in Neustadt (Am Hafen 4) ein. Dabei soll die Thematik auch aus biblischer Sicht beleuchtet werden. Denn selbst dort wird von einer Vergewaltigung berichtet, erläutert die Theologin Astrid Faehling vom Frauenwerk, die auf eine Episode im zweiten Buch Samuel (2 Sam, 13) verweist: Tamar, Tochter des Königs David, wurde von ihrem Bruder Ammon erst vergewaltigt und dann verstoßen. Sie streute Asche auf ihr Haupt und zerriss ihr Kleid, eines, das nur jungfräuliche Königstöchter trugen. Einer ihrer anderen Brüder, Abschalom, wurde aufmerksam auf ihr Leid und tötete später seinen Bruder Ammon. „Tamar hat zumindest versucht, sich zu wehren. Und auch, wenn es ihr nicht geholfen hat, vielleicht hat sie mit ihrem Verhalten zumindest ihren Schwestern und anderen Frauen Mut gemacht, sich nicht ihrem Schicksal zu ergeben“, so Faehling.

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22. November 2024