Jugenddelegation aus Ostholstein besucht Lettland
Riga. In den Jahren 1995 bis 2017 gab es eine lebendige Partnerschaft des Kirchenkreises Ostholstein mit der lettischen Ev.-Luth. Kirche, die sich vor allem in einem regelmäßigen Jugendaustausch ausdrückte.

Diese Partnerschaft bekam bei einem Thementag Ende März in Sereetz einen neuen Impuls. Drei junge Aktive aus dem Kirchenkreis reisten nun Mitte September zu einem dreitägigen Austausch in die lettische Hauptstadt Riga und nach Ogre.
Die Theologiestudentin Elin Persson (24) reiste gemeinsam mit Malte Limberg (24) und Hendrik Heinemeier (19) Mitte September zunächst nach Riga. Sie berichtet: „Unsere Reise begann mit einem Besuch im Occupation Museum. Bei einer Führung konnten wir dort viel über die lettische Geschichte und über das lange durch die Nationalsozialisten und vor allem durch die Sowjetunion bis zur Unabhängigkeit 1991 besetzte Land lernen. Vor Ort sind wir Dzintra Bungs begegnet, die als Kind aus Lettland nach Deutschland floh. Mit ihr haben wir uns über ihre Erfahrung ausgetauscht, was es bedeutet als Lettin im Exil zu sein und diese Identität zu wahren.“
Am nächsten Tag ging es dann in das Latvian Bible Center. Dort begegneten die drei aus Ostholstein einigen Studierenden dieser Hochschule, die baptistisch geprägt sind, sowie Studierenden und Promovendinnen der theologischen Fakultät in Riga. Alle hielten Vorträge zu Themen, die sie in ihrem Studium und ihrem christlichen Leben besonders interessieren. Die Themenspanne reichte von „Religion in Zeiten der sowjetischen Besatzung“ bis hin zu „Ritualen in neo-paganen isländischen Kulten“. Sehr beeindruckend sei es gewesen, zu sehen, wie jede und jeder Einzelne „für das eigene Thema brannte und der Austausch darüber gelang“, so Persson. „Trotz des zum Teil sehr unterschiedlichen Verständnisses des eigenen Glaubens und der daraus resultierenden Lebensweisen blieb dieser Austausch respektvoll, auf Augenhöhe und war sehr bereichernd“, sagt sie. An die Vorträge schloss sich ein Besuch im ehemaligen sowjetischen KGB-Gefängnis an. Dort wurden die drei jungen Leute aus Ostholstein mit den Verbrechen konfrontiert, die während der sowjetischen Besatzungszeit begangen wurden.
Persson weiter: „Am Tag darauf haben wir nach einem Spaziergang durch das Jugendstil-Viertel und einem Besuch im Kunstmuseum die Stadt Riga verlassen und sind nach Ogre, am Fluss Dwina, etwa südlich von Riga, gefahren. Dort haben wir Aiga, die am Bibelcenter studiert, und ihre Baptistengemeinde besucht. Wir wurden durch das Gebäude geführt, das Kirche und Gemeinderäume in sich vereint. Uns wurde bei einem gemeinsamen Essen vom Leben der etwa 150 Gemeindemitglieder erzählt, die meist fast vollständig an den Gottesdiensten und an Gemeindeaktionen teilnehmen. Bei dieser interkonfessionellen Begegnung wurde uns noch einmal deutlich, wie identitätsstiftend Religion sein kann“, sagt Elin Persson.
Am dritten Tag ihrer Reise besuchten Elin Persson, Malte Limberg und Hendrik Heinemeier „nach einem ausgiebigen Frühstück in unserer neuen Lieblingsbäckerei“ einen anglikanischen Gottesdienst. Wegen der liturgisch geringen Unterschiede zum Gottesdienst in der Heimat fühlten sie sich fast wie zuhause. Als fortschrittlich empfanden sie, dass die Kollekte per EC-Karte abgegeben werden konnte.
„Wir sind mit vielen neuen Eindrücken nach Hause gefahren, haben viel über die lettische Geschichte gelernt und hatten eine wirklich spannende Zeit“, berichtet Persson. „Besonders die Frage, wie der eigene Glaube Identität stiftet, wird in einem Land in dem es ausschließlich Minderheitenkirchen gibt, ganz anders verhandelt, als wir es von zuhause kennen“, so ihr Resümee. Der Dank der kleinen Delegation gilt besonders Austra Reinis, die das Programm vor Ort organisierte und den drei Tagen als Begleiterin zur Seite stand, sowie Pastorin Eva Stein, die diese Begegnung überhaupt möglich gemacht und die Reise organisiert hatte.
Geschrieben am:
16. Oktober 2025

