Weckruf für Ostholsteiner Kirchengemeinden
Lensahn. Der Kirchenkreis erwartet pro Jahr eine Million Euro weniger Einnahmen für die Haushalte 2026 und 2027. Das ist eine der zentralen Botschaften der Kirchenkreissynode.

Sowohl beim Kirchenkreis wie auch bei den Kirchengemeinden gehören sowohl Angebote wie auch Aufgaben ab sofort auf den Prüfstand: Denn bei der Kirchenkreissynode am vergangenen Freitag (28. November) in Lensahn, an der 46 Synodale teilnahmen, stellte Verwaltungsleiter Dr. Matthias Hoffmann deutlich sinkende Kirchensteuereinnahmen in Aussicht: für die Jahre 2026 und 2027 in voraussichtlicher Höhe von je etwa einer Million Euro – und das bei einem jährlichen Haushaltsvolumen von etwa 16,5 Millionen Euro im Doppelhaushalt 2024/25.
Aussicht auf eine Rückkehr zum bisherigen Niveau gebe es nicht, machte Hoffmann klar. Rückgängen bei Mitgliedszahlen und Kirchensteuereinnahmen stünden Tarifsteigerungen für die Beschäftigten und Kaufkraftverluste durch die Inflation gegenüber. Bereits im Haushaltsjahr 2025 würden die Einnahmen aus der Kirchensteuer hinter den Planungen zurückbleiben, wobei endgültige Zahlen noch nicht vorlägen. Hoffmann sprach von „mehreren hunderttausend Euro Differenz“ zum Planungsansatz für das laufende Jahr, für den bereits erhebliche Mittel aus den Rücklagen einkalkuliert worden waren.
2026 sei erneut ein Rückgriff auf die Rücklagen nötig und zwar in Höhe von 1,5 Millionen Euro, um die Transformation für die Zukunft selbst gestalten zu können, ohne den Rotstift in den Gemeinden unmittelbar ansetzen zu müssen. Dies müsse jedoch 2027 zwingend erfolgen, denn für das Haushaltsjahr sei keine Entnahme aus den Rücklagen vorgesehen. Die erwarteten Kirchensteuereinnahmen für 2026/27 bezifferte der Verwaltungsleiter auf je 15,4 Millionen Euro. „Sparsame Bewirtschaftung“, so Hoffmann, werde nicht ausreichen, um die Mindereinnahmen ausgleichen zu können. Mit Blick auf die sogenannte „Freiburger Studie“ zur Entwicklung der Kirchenmitgliedszahlen und absehbare Kostensteigerungen hielt er fest: „Von dem, was wir uns heute an kirchlicher Arbeit leisten, werden wir uns in 2060 – wenn wir nicht Hebel entscheidend umlegen – noch 20 Prozent leisten können.“ Die Rücklagen seien in der Vergangenheit nicht gebildet worden, um für lange Zeit Lücken schließen zu können, „sondern damit wir Zeit gewinnen, mit Bedacht, aber auch mit Konsequenz an den notwendigen Umbau herangehen zu können“.
Jan Wendel (Scharbeutz), stellvertretender Vorsitzender des Finanzausschusses der Kirchenkreissynode, hielt fest: „Die größeren Fragen heißen für uns: Mit welchen Angeboten soll sich die Kirche in Ostholstein präsentieren? Wie viel von diesen Angeboten können wir uns leisten? Und wie werden die verfügbaren Mittel am sinnvollsten eingesetzt?“ Der Vorsitzende des Ausschusses, John Ellerbrock (Timmendorfer Strand), appellierte an die Synodalen: „Nehmen Sie die Zahlen in Ihre Gemeinden mit und beschönigen Sie nichts! Überwinden Sie die Ängste vor Veränderungen in Ihrer Gemeinde und in sich selbst! Stellen Sie sich den Herausforderungen und den Aufgaben, vor die Gott uns stellt!“ Ein Synodaler forderte, „verpflichtende Infos und verpflichtende Rücksprachen“ im Austausch mit den Gemeinden, um die Menschen vor Ort mitzunehmen. Geplant sind in nächster Zeit sowohl Informationsveranstaltungen für die Kirchengemeinderäte zur Situation wie auch ein Workshop-Format, um sowohl in Sachen Aufgabenkritik wie auch mit Blick auf konkrete Einsparungen Vorschläge zu sammeln.
Außerdem wurden die vom Landeskirchenamt überprüften Haushalte der Jahre 2021 bis 2023 von der Synode mit formalen Auflagen einstimmig gebilligt. Einstimmig wurde außerdem ein Eilbeschluss zur Änderung des Pfarrstellenrahmenplans angenommen, der ermöglicht, dass Pastorin Angela Zuschneid-Dorn (bislang Grömitz) auf eine nunmehr halbe Pfarrstelle in Gnissau im Pfarrsprengel Auenregion wechselt. Außerdem wird im Pfarrsprengel Fehmarn Pastorin Susanne Platzhoff (Burg) auf eine ganze Stelle zurückkehren, während die Ausschreibung der Stelle des früheren Pastors Noel-Hendrik Klentze für Petersdorf und Bannesdorf auf eine halbe Stelle reduziert wird. Mit Gegenstimmen und Enthaltungen wurde darüber hinaus die – im Stellenplan neutrale – Aufstockung der halben Stelle eines Geschäftsführers des Evangelischen Zentrums in Eutin auf eine ganze Stelle mit Zulage von der Synode befürwortet.
Gedacht wurde auch des am in der Nacht auf Donnerstag verstorbenen langjährigen Synodenmitglieds Matthias Isecke-Vogelsang, an dessen Platz in den Sitzreihen eine Kerze neben seinem Foto brannte. Präses Dr. Peter Wendt würdigte ihn als eine „prägende Persönlichkeit“ und zwar „in seiner Erscheinung, in seinem Denken, in seinem Handeln und in der Gefühlswelt, die er ausgestrahlt hat“.
Geschrieben am:
30. November 2025

