„Kleiner werden und leuchten“
Gut 90 neugewählte Kirchengemeinderäte waren der Einladung der Pröpste des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Ostholstein, Peter Barz (Propstei Eutin) und Dirk Süssenbach (Propstei Oldenburg), am Sonnabend (11. März) zum Willkommenstag nach Eutin gefolgt, um Anregungen für ihr ehrenamtliches Engagement in ihren Kirchengemeinden zu erhalten.
Gut 90 neugewählte Kirchengemeinderäte waren der Einladung der Pröpste des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Ostholstein, Peter Barz (Propstei Eutin) und Dirk Süssenbach (Propstei Oldenburg), am Sonnabend (11. März) zum Willkommenstag nach Eutin gefolgt, um Anregungen für ihr ehrenamtliches Engagement in ihren Kirchengemeinden zu erhalten.
Grenzüberwindung und Glaube gestalten die Kirche
Der von Pastor Volker Prahl (Vertretungspfarramt des Kirchenkreises) organisierte Willkommenstag startete um 10 Uhr mit einer Andacht und einem geistigen Impuls von Propst Barz in der St. Michaelis Kirche. Im Fokus stand der Brief von Paulus an die Galater (Kapitel 3,28). Mit der Aussage Paulus „Es gibt nicht mehr Juden, Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid ‚einer‘ in Christus“ ging er auf die Themen der sich im Regionen-Prozess befindlichen Gemeinden ein und verwies darauf, dass wir vor Gott alle gleichwertig seien. „Unterschiedliches wird durch Christus eins“, so Propst Barz. „Es spielt keine Rolle, ob jemand von Fehmarn oder aus Stockelsdorf kommt.“ Er riet den neuen Kirchengemeinderäten, die Fragestellungen „Was bedeutet der Glaube für mich und wie kann daraus Kirche entstehen?“ als Grundbasis für ihr ehrenamtliches Engagement zu nutzen.
Zielgruppen im Fokus kirchlicher Arbeit
Pastor Philipp Elhaus vom Sozialwissenschaftlichen Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hinterfragte in seinem Impulsreferat „Was ist das für so viele? Kirche zwischen Aufgabenfülle und Ressourcenmangel“ das gesellschaftliche Bild von Kirche. Dieses sei historisch im 19. Jahrhundert verankert und basiere auf einem System der Flächendeckung. „Die Kirche in der Mitte des Dorfes hat in diesem Bild für die Institution Symbolcharakter“, so Elhaus. Dieses kirchliche Gesellschaftsbild entspreche aber nicht mehr der Kirche der Zukunft. Mit der Frage „Was für Visionen haben wir für unsere Kirche?“ empfahl er den Kirchengemeinderäten nach dem vom Sinus-Institut Deutschland definierten Zielgruppen die untere und mittlere Mittelschicht (Prekäres Milieu, Adaptiv-Pragmatische Mitte und Konsum-Hedonistisches Milieu) mehr ins Blickfeld kirchlicher Veranstaltungen und Angebote zu nehmen.
Durch spirituelle Kraft und Orte Kirche gestalten
Pastor Elhaus stellte den neuen Kirchengemeinderäten als Werkzeuge für die kirchliche Arbeit mehrere Innovationsprogramme vor, die sich mit der Zukunft von Kirche befassen. Mit Bezug auf das Modell der „Fünf Dimensionen“ des katholischen Pastoraltheologen Prof. Dr. Bernhard Spielberg sagte Elhaus: „Menschen haben heute ihre Bezüge zu Kirche an ganz anderen Orten.“ Orte, an denen nicht über, sondern in Gottes Gegenwart gesprochen werde, seien kraftvoll. Die kraftvolle spirituelle Botschaft des Tages von Phillip Elhaus, die sich in den Köpfen aller Teilnehmenden verankerte, lautete: „Kleiner werden und leuchten.“
In zwei Workshop-Phasen am Vor- und Nachmittag konnten sich die Kirchengemeinderäte in elf Workshops über kirchenrelevante Themen informieren.
Kooperationen fördern und Schwerpunkte bilden
Mit der Thematik, dass Kirche kleiner wird, setzte sich der Workshop „Die regio-lokale Zusammenarbeit in den Kirchenregionen“ auseinander. Propst Dirk Süssenbach und Renate Maier-Scheffler, Koordinatorin des Regionen-Entwicklungs-Prozesses 2025, erläuterten den neuen Kirchengemeinderäten, welche Herausforderung und Aufgabe mit dem Regionen-Prozess auf sie zukommt. „Bis zum Jahr 2030 werden rund ein Drittel der derzeitig beschäftigten Pastorinnen und Pastoren in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland in den Ruhestand gehen. Dies bedeutet auch für den Kirchenkreis Ostholstein in seiner Planung bis 2025 mit 13 Pfarrstellen weniger als bisher in seiner Planung zurechtkommen zu müssen“, so Propst Süssenbach. In Hinblick auf den Zusammenschluss von Gemeinden, warb Süssenbach darum, in den Regionen durch Kooperationen besser zusammenzuarbeiten und überregional zu denken. Er empfahl, nicht mehr das volle kirchliche Angebot anzubieten, sondern in den Gemeinden einer Kirchenregion unterschiedliche inhaltliche Schwerpunkte in der Gemeindearbeit zu setzen und dabei die Zielgruppen im Blick zu haben.
Zum Abschluss des Tages in der St. Michaeliskirche resümierte Pastor Philipp Elhaus (EKD) im Gespräch mit Propst Peter Barz: „Kirche hat da Zukunft, wo sie in der Begegnung mit anderen sich selbst findet.“
Geschrieben am:
13. März 2023