Kirchengemeinde Eutin erhält Urkunde als „ÖkoFaire Gemeinde“
Die erste "ÖkoFaire" Gemeinde in Ostholstein erhält am Palmsonntag (2. April) um 10:30 Uhr in einem Gottesdienst in der Michaeliskirche ihre Auszeichnung. In einem über zweijährigen Prozess hat Pastorin Angelika de Oliveira Gloria die Kirchengemeinde Eutin zu dieser Zertifizierung geführt.
ÖkoFaire Gemeinde der Nordkirche wird eine Kirchengemeinde, wenn sie mindestens zehn der zahlreichen zur Auswahl stehenden Maßnahmen aus den Bereichen „Büroausstattung, Veranstaltungen und Bewirtung, Elektronische Geräte, Energie, Mobilität und Ethisches Investment“ erfüllt und sich in einen fortlaufenden Prozess für die Umsetzung engagiert.
Motivation, Kraft und Geduld waren gefragt
Die Themen Klimawandel und Ungerechtigkeit sind seit über 20 Jahren in den Köpfen der Menschen, aber der Schritt zum konkreten Tun braucht Motivation, Kraft und Geduld. Als in Eutin 2019 die ersten Klimastreiks von jungen Menschen organisiert wurden, fragte sich Pastorin de Oliveira Gloria, wie diese Inhalte in den christlichen Auftrag der Schöpfungsverantwortung eingebunden werden können. So kam es zu der Idee, die in der Nordkirche laufende Kampagne zum bewussten Einkaufen von sozial-ökologisch produzierten Waren und nachhaltigen Dienstleistungen aufzugreifen.
Durch bewusste Kaufentscheidungen werden Umweltschutz und faire Arbeitsbedingungen für Menschen hier und anderswo gestärkt. Dieses Einkaufsverhalten und der Umgang mit Wasser, Strom und allem, was von der Erde genommen wird, wollte die Kirchengemeinde an sich überprüfen und gegebenenfalls korrigieren. So entschied der Kirchenvorstand, sich dem Zertifizierungsprojekt der Nordkirche im Jahr 2020 anzuschließen. Eutin gehört zu den zwei Dutzend Gemeinden, die sich beteiligten. In der Region der Nordkirche von Flensburg bis zur Insel Usedom gab es zu diesem Zeitpunkt nur etwa 20 – heute sind es etwa 50 zertifizierte ÖkoFaire Gemeinden. Mit der Zertifizierung sollte daher vor allem auch das Thema „Bewahrung der Schöpfung“ aus der Nische hervorgeholt werden. Das konkretes Handeln bei Gemeindeveranstaltungen sowie in den Gottesdiensten rückte in den Fokus.
Klimafreundliche, ökologische und faire Kriterien wurden erzielt
Ein Zertifizierungsteam aus Haupt- und Ehrenamtlichen machte eine Bestandsaufnahme des Einkaufsverhaltens. Es stellte sich heraus, dass dass die Kirchengemeinde bereits klimafreundliche, ökologische und faire Kriterien umsetzte. Um zehn Punkte für die Zertifizierung zu erreichen, mussten noch weitere Maßnahmen ergriffen werden: der Papiereinkauf wurde umgestellt und es wurde darauf geachtet, Papier zu sparen. Alte Leuchtmittel wurden gegen LED-Lampen ausgetauscht und Mülltrennungsbehälter in jedem Gemeindehaus aufgestellt. Neue Reinigungsmittel wurden angeschafft und eine Raumnutzungsregel beschlossen. Nun darf in den Räumen nicht über 20 Grad hochgeheizt werden und Licht wird nicht unnötig angelassen. Auf dem Friedhof wurden Insekten-Hotels errichtet. Blumenpatinnen und -paten sorgen für Altarblumen aus der Region. Fairer Kaffee und Tee wird schon seit Jahren getrunken und der Weltladen neben der Michaeliskirche beliefert die Gemeinde. Der Beitrag zum Fairen Handel kann auch auf den Kauf von Produkten wie Schokolade, Honig oder Weihnachtsgeschenken (für Gemeindemitglieder oder Mitarbeitende) ausgeweitet werden, was derzeit diskutiert wird.
Die Eutiner Kirchengemeinde hat den ersten Schritt gemacht und die Zertifizierung erfolgreich durchlaufen. Am Anfang hat sie bei den Veränderungen darüber diskutiert, ob die Maßnahmen wirtschaftlich sind. Mittlerweile reift die Erkenntnis, dass die Kosten nicht das Kriterium sein dürfen. „Es geht darum, was wir unseren Kindern und Enkeln hinterlassen,“ sagt Angelika de Oliveira Gloria. „Dafür gilt es, neue Wege zu gehen, sich gegenseitig zu ermutigen und anzustecken.“ Nun werde sich in den nächsten zwei Jahren bis zur Re-Zertifizierung zeigen, wieviel Ökologie und ‚Fairer Handel‘ noch in einer Kirchengemeinde möglich sei.
Hinweis: Interessenten, die beim Klimaausschuss der Kirchengemeinde mitmachen wollen, kontaktieren bitte Pastorin de Oliveira Gloria.
Geschrieben am:
29. März 2023