80 Jahre Kriegsende – Ausstellung und Gottesdienst

Burg auf Fehmarn. In St. Nikolai in Burg auf Fehmarn wird noch bis 26. Oktober die Wanderausstellung „1945 – Kriegsende und Neubeginn. Die Lübecker Bucht vor 80 Jahren“ gezeigt und zwar täglich in der Zeit von 10 bis 16 Uhr. In einem Gottesdienst am 12. Oktober um 11 Uhr wird es um 80 Jahre Kriegsende auf Fehmarn gehen.

Foto: Museum Scharbeutz

Am 8. Oktober um 17 Uhr findet eine kommentierte Führung durch die Ausstellung statt. Sven-Michael Veit von der Gedenkstätte Ahrensbök wird dazu zu Gast sein.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs herrschten 1945 auch in Schleswig-Holstein Hunger, Wohnungsnot und Chaos. In den letzten Kriegswochen 1945 waren fast eine Million Menschen vor den alliierten Truppen in das noch unbesetzte Schleswig-Holstein geflohen. Die meisten kamen aus Ostpreußen und dem Baltikum, viele per Schiff über die Ostsee. So war der Anteil der Geflüchteten im heutigen Ostholstein extrem hoch: In vielen Gemeinden machten sie mehr als die Hälfte der Bevölkerung aus. Sie alle mit Unterkunft, Nahrung und möglichst Arbeit zu versorgen, stellte die britische Besatzungsmacht und die von ihr eingesetzte Verwaltung vor nahezu unlösbare Probleme.

Die Wanderausstellung zeigt, wie an der Lübecker Bucht Geflüchtete und Vertriebene, befreite KZ-Häftlinge, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene Notjahre und Aufbruch bewältigten. Es ist die Neuauflage einer Ausstellung des Museums für Regionalgeschichte der Gemeinde Scharbeutz von 2020 zum 75. Jahrestag. Das Museum und die Gedenkstätte Ahrensbök, Partner im „Aktionsnetzwerk für Demokratie und Erinnerung in Ostholstein“ haben diese Ausstellung gemeinsam aktualisiert und neu gestaltet.

Die Ausstellung thematisiert auch das Schicksal sogenannter „Displaced Persons“, ehemalige KZ-Häftlinge, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene. Um sie unterzubringen, ließ die britische Besatzungsmacht 1945 Haffkrug und Sierksdorf zwangsräumen. Ein Jahr lebten die „DPs“ gedrängt in den Häusern und in Großzelten am Strand; die deutschen Einwohner mussten bei Verwandten oder Bekannten unterkommen.

Auch dem „Kral“ widmet sich die Ausstellung. So hieß unter Soldaten das Sperrgebiet – offiziell „Zone F“ –, in dem fast 600.000 deutsche Kriegsgefangene nach Kriegsende interniert waren. Das Lager umfasste den gesamten nordöstlichen Teil Ostholsteins einschließlich der Insel Fehmarn.

Wenige wissen auch, dass die britischen Besatzer Scharbeutz für ihre Zwecke vereinnahmten: Aus dem beschaulichen Badeort wurde ein Seebad für Soldaten aus der ganzen britischen Besatzungszone. Hotels und Pensionen wurden beschlagnahmt und umbenannt. Einen Großteil des Strandes und den Kurpark durften Deutsche nicht betreten, und das neun Jahre lang.

Die größte Tragödie ist hingegen die „Cap Arcona“-Katastrophe. Etwa 10.000 KZ-Häftlinge überwiegend aus dem Lager Neuengamme waren Ende April von der SS auf mehrere ankernde Schiffe – darunter der ehemalige Luxusdampfer „Cap Arcona“ – in der Lübecker Bucht vor Neustadt gebracht worden. Rund 7.000 von ihnen kamen am 3. Mai ums Leben, als die Royal Air Force die schwimmenden Gefängnisse bombardierte. Sie hätten geglaubt, so die Erklärung der Briten, dass Nazigrößen mit den Schiffen über die Ostsee fliehen wollten. Heute sind die Badeorte in Ostholstein beliebte Urlaubsziele, in denen kaum etwas an den schwierigen Neustart 1945 erinnert. Genau hier setzt die Ausstellung an.

Beim Gottesdienst am 12. Oktober um 11 Uhr wird es dann um 80 Jahre Kriegsende auf Fehmarn gehen. Die Stimmen und Erinnerungen derer, die diese Zeit erlebt haben, fließen zusammen. Von „Erinnerungen, Dank, Warnung und Bitte“ spricht eine Zeitzeugin, die Krieg und Kriegsende auf Fehmarn erlebt hat. Musikalisch begleitet Henning Rasch zusammen mit der Kantorei den Gottesdienst, die die Messe von Fauré singen wird.

Das Foto (Museum Scharbeutz) zeigt Flüchtlingskinder vor einer Flüchtlingsbaracke in Pönitz in den 1950er Jahren.

Geschrieben am:

7. Oktober 2025