Drei Kirchengemeinden feiern Fusion zur „Ev.-Luth. Kirchengemeinde Schwartau“
Schwartau. Es sei „ein Stück Kirchengeschichte, das wir hier in Bad Schwartau schreiben“, sagte Pastor Jörg Rasmussen zu Beginn des besonders festlichen Gottesdienstes, mit dem die drei evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden von Bad Schwartau, Cleverbrück, und Rensefeld am vergangenen Sonntag in der Christuskirche ihre Fusion zur „Ev.-Luth. Kirchengemeinde Schwartau“ feierten

Die beiden Kirchenmusikerinnen Hedwig Geske und Julia Wyrwa liefen zur Höchstform auf und bekamen am Ende einen Sonderapplaus. Im Sommer hatten die drei beteiligten Kirchengemeinderäte die Fusion beschlossen, wenig später stimmten der Kirchenkreisrat und die Landeskirche zu. Auch die Kirchenkreissynode wurde Ende November informiert, und nun wurde der Schritt zum Jahresbeginn vollzogen.

Die Botschaften der Schutzpatrone
Die Pastorinnen Adela Jártimová und Gesa Paschen sowie die Pastoren Jörg Rasmussen, Andreas Rohwer und Michael Franke hielten gemeinsam die mitunter überaus amüsante Predigt, in der sie unter anderem das Wirken der Schutzpatrone ihrer Kirchen – die Heiligen Martin, Fabian, Sebastian und Georg – sowie das Wirken Martin Luthers für die Zukunft der vereinten Gemeinden deuteten. „Ich denke, der heilige Martin regt uns an, den Blick zu weiten und im Blick zu haben, was Menschen um unsere Kirchtürme herum brauchen: für das alltägliche Leben, für das, was Leib und Seele zusammenhält. Gerade an einem Ort, wo viele Kinder und Jugendliche leben, wo viele alte Menschen leben und wo viele hinkommen, um gesund zu werden“, sagte etwa Gesa Paschen. Wenn man die vielen positiven Dinge im Gemeindeleben teile, „dann kann es nur mehr werden“, so die Pastorin.
Michael Franke erzählte die Legende vom heiligen Georg, dem Drachentöter, der sich durch Tapferkeit und Mut auszeichnete. Eigenschaften, die auch im durchaus schwierigen Fusionsprozess gefordert gewesen seien, so Franke. Adela Jártimová sagte, die Rensefelder Schutzpatrone St. Fabian und St. Sebastian brächten als Botschaft „die Verwurzelung in Traditionen und zugleich die Offenheit für den Wandel“ mit ein.
„Was für ein großartiger Gottesdienst. Wenn das der erste Schritt ist, dann kann uns überhaupt gar nichts passieren“, hielt Annette Maaß vom Kirchengemeinderat am Ende fest, bevor dann im Gemeindesaal angestoßen und einige Grußworte gesprochen wurden.

Auch die Stadt und der Kirchenkreis gratulieren
Bürgermeisterin Katrin Engeln gratulierte im Namen der Stadt. „Ihre Fusion erinnert mich an eine Ehe: Man muss Kompromisse eingehen, aneinander wachsen und kann gemeinsam Großes erreichen“, sagte sie und hatte sogar einen Trauspruch aus dem Buch der Prediger parat: „Einer mag überwältigt werden, aber zwei können widerstehen, und eine dreifache Schnur reißt nicht leicht entzwei.“
Präses Dr. Peter Wendt gratulierte für den Kirchenkreis, erinnerte an Bedenken und Widerstände gegen die Fusion und konstatierte: „Sie haben es geschafft und damit ist das Signal gegeben: mit Mut, mit einer Perspektive für die Zukunft ist es möglich, einen solchen Fusionsschritt zu vollziehen.“ Dafür gebühre den drei Kirchengemeinden Dank und Anerkennung, sagte der Präses. Gemeindebrief-Layouterin Henrike Bressem hatte ein Puzzle mit einer Collage der vier Kirchstandorte für die Pastores dabei.

Nach schwierigem Prozess optimistisch in die Zukunft
Wie es scheint, blicken auch die meisten Menschen in den zuvor eigenständigen Gemeinden inzwischen lieber nach vorn als zurück. Arnd Hemmer aus der ehemaligen Kirchengemeinde von Rensefeld, der auch dem neuen, viel größeren Kirchengemeinderat angehört, sagte am Rande der Feier: „Wir sind schwer gestartet, aber der ganze Prozess hat uns doch ziemlich zusammengebracht. Wir haben schon die erste Sitzung des Kirchengemeinderats gehabt und es war ganz toll in so einer großen Gruppe. Man sieht, dass wir auf einmal viel mehr Kräfte haben, um Dinge zu bewegen und das stimmt mich sehr optimistisch.“ Tochter Ida Hemmer findet es nicht schlimm, künftig Gottesdienste nicht nur in Rensefeld, sondern auch mal in Cleverbrück oder Schwartau zu feiern. „Das ist kein Problem.“

Hoffnung auf weiterhin vertrauensvolles Miteinander
Anne Rohland aus Cleverbrück, Vorsitzende vom Verein der Kirchenmusikfreunde, sieht vor allem „große Chancen gerade für die Kirchenmusik, die ja schon immer regional gearbeitet hat.“ Mehr Mitglieder, womöglich mehr Spenden, das werde es vielleicht ermöglichen, große Konzerte zu veranstalten und die Musik mehr zu fördern, meinte sie. Christina Jörgensen, die im Gospelchor der Christuskirche singt, zeigte sich vom Gottesdienst beeindruckt und geht „auf jeden Fall positiv“ in die neue Zeit. Hans-Uwe Rehse aus Cleverbrück verwies darauf, dass die Fusion das Ergebnis einer kleiner werdenden Kirche mit geringerem Einfluss sei. Zwar würden die Wege weiter und es finde nicht mehr jeden Sonntag in jeder Gemeinde etwas statt, „aber ich finde, es ist eine sinnvolle Antwort auf die gegebene Situation“, resümierte er.
Pastorin Gesa Paschen als Vorsitzende des gewachsenen Kirchengemeinderats freut sich vor allem über die mit dem größeren Gremium verbundenen Chancen: „Viele Kompetenzen und Ideen für das Wirken der Kirche in der Stadt sammeln sich und zugleich verteilen sich die Aufgaben auf viele Schultern. Natürlich sind auch viele Dinge zu besprechen, und darin ist die Größe eine Herausforderung“, so Paschen. Ihre Hoffnung: „Das vertrauensvolle Miteinander, in dem die Arbeit begonnen hat, möge sich fortsetzen.“
Geschrieben am:
22. Januar 2025