Abschied nach 34 Jahren – Kirchengemeinde Landkirchen verabschiedet Pastor Bertolt Kark-Carlson
Landkirchen. Die Predigt am kommenden Sonntag, 24. März wird seine letzte Predigt als Pastor der St. Petri Kirche sein. Seit Jahren war Bertolt Kark-Carlson Pastor in Landkirchen, davor neun Jahre in der St. Nikolai-Kirche in Burg auf Fehmarn.
Kirchengemeinderatsvorsitzender Holger Micheel-Sprenger verspricht einen besonders festlichen Gottesdienst. „Wir bieten kirchenmusikalisch alles auf, was wir haben“, sagt er. Der KGR-Chef betont, dass der scheidende Pastor nicht einfach nur Pastor einer Landgemeinde auf einer Ostsee-Insel war. Er war weit über seine eigene Gemeinde hinaus aktiv, fuhr mit seinem Motorrad bei Biker-Gottesdiensten vor oder besuchte die Freiwillige Feuerwehr Landkirchen, um zum Beispiel neu in Dienst gestellte Fahrzeuge zu segnen. Bei aller Modernisierung und Digitalisierung sei er wohl der letzte Pastor auf Fehmarn, der alle Gottesdienste handschriftlich vorbereite, erzählt Kark-Carlson im Gespräch. Was ihm am meisten fehlen werde? Da muss er nicht lange überlegen. Die Menschen auf der Insel werden es sein. In den letzten 34 Jahren seien viele Freundschaften entstanden, seine älteste Tochter und seine Schwiegermutter leben auf Fehmarn. Er wird deshalb auch in Zukunft die Insel besuchen, auch wenn er jetzt nach Lübeck-Genin zieht.
Vermissen wird er das Trompete spielen in den Ensembles der Gemeinde. Im Herbst plane er, deshalb in den Geniner Posaunenchor einsteigen. Lockere Kontakte seien bereits geknüpft. Und auch der Sport soll nicht zu kurz kommen. „Bewegung muss mehr sein, als die Bibel zur Kirche und wieder zurück zu tragen“, sagte sich der Theologe oft und besann sich auf seine sportlichen Wurzeln. Geboxt hatte er, Ruderregatten gewonnen, im Judo legte er einst den damaligen schottischen Vizemeister auf die Matte. Um es nicht bei guten Vorsätzen zu lassen, begann er mit dem Laufen. Erst alleine, dann mit der von ihm initiierten Sportgruppe „Laufen – um Gottes Willen!“. Viele Jahre wurde mit bis bis zu 40 Läuferinnen und Läufern für den Fehmarnlauf jeweils im September. Das Team lief aber auch bei Marathonveranstaltungen in Lübeck, Berlin oder Stockholm mit.
„Die Starken ziehen die Schwachen mit. Davon schreibt der Apostel Paulus schon im Römerbrief“, so Kark-Carlson. Er sieht im sportlichen Wettlauf Parallelen zum Unterwegssein im Glauben: „Wie im Sport gehört dazu manchmal Selbstüberwindung.“ 2011 wurde er denn auch Sportbeauftragter des Kirchenkreises Ostholstein. Seit vielen Jahren findet außerdem der von ihm ins Leben gerufene Konfi-Cup auf dem Sportplatz Landkirchen statt.
Überhaupt fühle er sich mit der ganzen Insel verbunden. So habe er immer gerne die „Ostdeutschen Weihnachten“ der Landsmannschaften besucht, die Seniorenheime seien ihm wichtig gewesen und inselweite Gottesdienste habe er gerne mitgestaltet.
Freude habe er an besonderen Gottesdiensten gehabt, wenn Kinderchöre und Konfirmanden mitwirkten. Einmal sei er bei einem Einschulungsgottesdienst klingelnd mit dem Fahrrad durch die ganze Kirche geradelt bis zum Altar. Jedes der anwesenden ungefähr 140 Kinder habe dann eine Fahrradklingel überreicht bekommen, auf der stand „Gott hört mich“.
Auf die berühmten pastoralen Rumkugeln nach geheimem Rezept werde man in Landkirchen in Zukunft wohl verzichten müssen. Bis zu 200 davon habe er jedes Jahr persönlich mit seiner Schwiegermutter gerollt. Auch die amerikanische Versteigerung von Musikinstrumenten werde sicher in Erinnerung bleiben: „Einmal im Jahr sprach ich tatsächlich schneller, als ich denken kann“, schmunzelt er.
Was er ab April mit seiner Freizeit mache? Da gäbe es viel, sagt Kark-Carlson. Mehr Zeit mit seiner Frau, seinen drei Töchtern, seinen zwei Enkelkindern verbringen steht an oberster Stelle. Dann freut er sich aufs Arbeiten im eigenen Garten. Lübeck biete so viel Kultur, Theater, Ausstellungen, Museen. Er werde wohl manchmal einfach eine Tasse Kaffee in der Innenstadt trinken, Fahrradtouren unternehmen und den Blick aufs Wasser genießen.
Der Festgottesdienst mit der Entpflichtung durch Propst Dirk Süssenbach findet am Sonntag, 24. März um 15 Uhr in der St. Petri-Kirche zu Landkirchen statt. Eingeladen ist, so KGR-Vorstand Micheel-Sprenger, alles, was auf Fehmarn Rang und Namen hat, Weggefährten aus Kirche, Politik, Gesellschaft und den Gemeinden. Im Anschluss an die Grußworte in der Kirche wird zu einem Empfang mit Imbiss im gegenüber der Kirche liegenden Gasthof Petersen eingeladen.
Text und Foto: Eckhard Kretschmer
Geschrieben am:
22. März 2024