Bischöfin Steen entpflichtet „Wanderer zwischen den Welten“

Eutin. Mit einem Festgottesdienst in der bis auf den letzten Platz voll besetzten Kirche St. Michaelis ist am Sonntag Propst Peter Barz in den Ruhestand verabschiedet worden. Bischöfin Nora Steen entpflichtete Barz von seinen Aufgaben. Anschließend wurde im Garten am frischen Wasser gefeiert.

Nach seiner letzten Predigt als Propst, in der er die Begegnung des auferstandenen Jesus Christus mit seinen Jüngern am See von Tiberias aus dem Johannesevangelium in den Mittelpunkt rückte, forderte der 66-Jährige die Institution Kirche dazu auf, sich auf ihre Wurzeln zu besinnen, nicht in alten Gewohnheiten zu verharren und beweglicher zu werden. Kirche müsse das Netz auch mal auf der anderen Seite des Bootes auswerfen – so wie die Fischer in jeder Nacht auf dem See, die damit einem Rat Jesu folgten und reichen Fang machten. Barz sprach von „fluiden Formen von Kirche und festem Grund“ und verwies auf den Garten am frischen Wasser, den ein multiprofessionelles Team zur Landesgartenschau 2016 konzipiert hatte und der für sein Bild von Kirche stehe: offen und sichtbar, leicht erreichbar, ein geschützter Raum auch des Rückzugs, der spirituell fokussiert und ein Ort der Stille und der erlebten Gemeinschaft im engen Kontakt zur Natur sei.

„Fluide Formen“ – wie sich das musikalisch anhört, das brachten das Choral-Jazz Trio Bielefeld und Kirchenkreiskantorin Lena Sonntag mit ihren Neuinterpretationen bekannter Kirchenlieder zu Gehör.

Bischöfin Nora Steen nahm den Gedanken der Beweglichkeit in ihrer Ansprache auf und zitierte einen Vers aus dem Hebräerbrief: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ Christsein heiße auf dem Weg zu sein. Steen: „Christsein bedeutet nicht, sich Mauern zu bauen, um alles Ungemütliche draußen zu halten, im Gegenteil. Christsein heißt, wir haben eine Heimat auf Zeit. Und damit notwendigerweise auch die Bereitschaft, Dinge hinter uns zu lassen, Gewohntes in Frage zu stellen, bereit zum Aufbruch zu sein.“ Die Bischöfin nannte Barz einen „Wanderer zwischen den Welten“, der immer nach Wegen gesucht habe, „wie Menschen ermutigt werden können, aufzubrechen und neue Ufer zu suchen“.

Präses Dr. Peter Wendt dankte dem scheidenden Theologen namens des Kirchenkreises. Er habe „in unendlich vielen Situationen“ Zuwendung gegeben, ermuntert und Zukunftsperspektiven aufgezeigt habe, sowohl für einzelne Menschen, für Kolleginnen und Kollegen im pastoralen Bereich, für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „und vor allem auch in der Zuwendung für die Menschen in unserer christlichen Gemeinschaft“, so Wendt, der festhielt: „Kirche lebt von diesem Gefühl des Zuhörens, der Zuwendung, der Ermutigung und von den neuen Aspekten, die sich auftun können. Das ist dir in dieser zehnjährigen Tätigkeit gelungen.“

Kreispräsidentin Petra Kirner dankte Barz auch im Namen des ebenfalls anwesenden Landrats Timo Gaarz: „Peter Barz hat in seiner Zeit als Propst nicht nur die geistliche Führung übernommen, sondern auch viele bedeutende Projekte initiiert und begleitet. Sein Engagement ging weit über die alltäglichen Aufgaben hinaus. Er hat es stets verstanden, den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und sie in schwierigen Zeiten zu begleiten“, sagte sie. Ein besonderer Höhepunkt seines Wirkens sei die Entwicklung des Gartens am frischen Wasser gewesen.

Dies unterstrich ebenso Eutins Bürgermeister Sven Radestock, der auch für Bürgervorsteher Dr. Andreas Zabel sprach. „Der Garten war und ist ein absoluter Anziehungspunkt hier in der Stadtbucht. Ein Lieblingsplatz für viele Eutinerinnen und Eutiner und auch ein Lieblingsplatz von dir“, sagte er an Barz gewandt. Im Garten finde so mancher „innere Ruhe und Einkehr mitten im Trubel des Alltags. Und es ist toll, wenn Kirche so etwas bieten kann, denn Kirche ist – wir wissen es – mehr als nur Kirche“, sagte Radestock.

An diesem besonderen Ort wurde dann anschließend gefeiert und es wurden weitere Grußworte gesprochen. Ein Sprecher war dabei Pastor Abiuth Fungo, der mit einer kleinen Delegation aus Kidope in Tansania, der Partnergemeinde des Kirchenkreises, angereist war. Er überbrachte Grüße seines Bischofs, den Barz bei einem Besuch in Tansania im vergangenen Jahr persönlich getroffen hatte. Er hoffe, auch Barz’ Nachfolgerin im Amt in Tansania begrüßen zu können, so Fungo, der ein landestypisches Hemd als Geschenk mitgebracht hatte – mit einem im Übrigen ziemlich fluiden Dekor.

Geschrieben am:

24. Juni 2024