Bischof Magaard: „Die Welt gehört nicht uns“

Wie kann man einen Sommerempfang möglichst klimaneutral gestalten? Welche Stellschrauben haben wir? Um dem thematischen Schwerpunkt des Sommerempfangs gerecht zu werden, war es in der Vorbereitung und Umsetzung erforderlich, vieles zu hinterfragen. Für Überraschungen bei den Gästen sorgte daher zum Beispiel das Catering der ՙResteritterՙ, die getreu ihres Firmennamens einen Imbiss aus ՙgerettetenՙ Lebensmitteln servierten.

Sommerempfang der Nordkirche

Der diesjährige Sommerempfang der Nordkirche im Sprengel Schleswig und Holstein stand unter einem besonderen Vorzeichen. Passend zum Thema „Geliehen ist der Stern“ wurde die Veranstaltung so klimaneutral wie möglich gefeiert. Der Einladung folgten zirka 200 Gäste aus Politik und Gesellschaft.

„Vertrauen ist ein kostbares Gut“

Bereits in der Andacht, die Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt hielt, ging es um den achtsamen Umgang mit Gottes Schöpfung. „Wir haben einen herausfordernden Weg vor uns,“ sagte anschließend Präses Ulrike Hillmann in ihrer Begrüßung und fuhr fort: „Um ihn gut zu bewältigen, brauchen wir vor allem Vertrauen: untereinander und auf Gottes Zusage. Vertrauen ist ein kostbares Gut, das uns zusammenhält oder zusammenhalten könnte – in unserem Land wie in unserer Kirche. Das gilt es ebenso zu bewahren und zu schützen wie das Klima – auch für unsere Kinder und Enkel, für die jungen Menschen in der Kirche, die unsere Zukunft sind. Ihnen, unseren Gästen, danke ich für alles Vertrauen, für alle verlässliche Zusammenarbeit und für gemeinsame Perspektiven in die Zukunft.“

„Jetzt ist die Zeit für die entscheidenden Schritte“

Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein, ging in seinem Impuls auf das Thema des Abends ein und sagte. „Die Welt gehört nicht uns. Für alles, was wir miteinander teilen, haben wir eine Verantwortung, es auch gut zu hinterlassen. Ich verstehe alle, die all das Reden, das ohne Folgen bleibt, ungeduldig werden lässt, weil jetzt die Zeit ist, die entscheidenden Schritte zu tun. Doch warum fällt uns ein konsequentes Handeln gesamtgesellschaftlich so schwer? Die Frage beschäftigt auch uns als Kirche. Unsere Synode hat ehrgeizige Ziele beschlossen: Eine Reduktion der Treibhausgas-Emission bis 2027 um 60 Prozent und eine massive Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien auf 50 Prozent. Wenn wir anfangen, anders zu leben – klimabewusster, nachhaltiger, achtsamer oder wie auch wir diese Veränderung beschreiben wollen – müssen wir immer weiter miteinander reden, um nach geeigneten Lösungen zu suchen und das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.“

Gute Vorbilder und Ideen

In den anschließenden Statements drehte es sich inhaltlich um gute Vorbilder und Ideen. Moritz Dietzsch gehört zu den „Resterittern“ aus Kiel. Er erläuterte in seinem kurzen Statement die Entstehung und das Konzept der Firma, die sich aus seiner Zeit als Pfadfinder entwickelte: „Wir wollen mit Marmelade die Welt ein bisschen besser machen – indem wir Lebensmittel retten und damit der Lebensmittelverschwendung entgegenwirken.“

Junge Nordkirche aktiv

Aus dem Bereich der Jungen Nordkirche kamen Hannah Ladouceur und Clara Brandt zu Wort. Hannah Ladouceur engagiert sich im Klimaausschuss der Nordkirche sowie bei der Jugendklimakonferenz der Jungen Nordkirche. Dass sie sich heute in den Gremien der Nordkirche einsetzt, hätte sie vor zwei Jahren nicht gedacht. Sie freue sich über diese Möglichkeiten des Engagements: „Denn mich bereichert es persönlich und ich bin dankbar, wenn ich meinerseits Menschen mitreißen und die Themen, die mir wichtig sind – insbesondere den Klimaschutz – einbringen kann,“ sagte Hannah Ladouceur.

Clara Brandt ist im Evangelischen Kinder- und Jugendbüro des Kirchenkreises Nordfriesland tätig. „Mit unserer Arbeit und den Projekten für Kinder und Jugendliche in Gemeinde und Kreis, die für alle zugänglich sind und Themen wie Nachhaltigkeit behandeln, wird schon den Kleinen gezeigt, wie wichtig ein bewusster Umgang mit den Ressourcen ist und was es heißt, rücksichtsvoll und nachhaltig zu leben,“ erläuterte sie. „Denn wenn wir es schaffen, dass alle Generationen an einem Strang ziehen und voneinander lernen, dann gelingt es vielleicht auch, den Geliehenen Stern lebenswert zu hinterlassen.“

Klima und Tourismus

Merle Fromberg ist im Kirchenkreis Ostholstein für das Thema Tourismuskirche zuständig. Sie stellte fest: „Nachhaltiges Reisen gewinnt in Anbetracht der sich anbahnenden ökologischen Katastrophe an Bedeutung. Gäste, die zu uns kommen, sind nicht auf der Jagd nach ՙHalli Galliՙ und ՙActionՙ – ՙEntschleunigungՙ ist das Zauberwort. Bleiben die Gäste in Deutschland, steigen sie nicht in den Flieger. Wir als Kirche sind ein wichtiger Kooperationspartner für sanften, langsamen Tourismus, der nachhaltig erholsam ist – zum Beispiel mit unseren Atempausen und Gute-Nacht-Geschichten am Strand.“

Geschrieben am:

1. Juni 2023

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