Wanderausstellung
„Frauen im Widerstand“
Ostholstein. Sie stehen selten im Fokus des Gedenkens, doch in ihrem mutigen Einsatz für ein besseres Deutschland standen sie den meist bekannteren Männern in nichts nach: „Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“, so lautet der Titel einer Wanderausstellung, die in den kommenden Monaten in neun evangelisch-lutherischen Kirchen und Gemeinden und in einer katholischen Kirche in Ostholstein gezeigt wird.

. Exemplarisch informiert sie über die Lebenswege von 18 Frauen, die unter dem NS-Regime Menschlichkeit, Glaube und Moral zum Maßstab ihres Handelns machten. Sie ließen sich nicht durch Einschüchterungen und Verhaftungen brechen; viele von ihnen wurden in Konzentrationslagern interniert und Einzelne dort auch ermordet.
Die Schau wird im Rahmen der Malenter Kirchentage am 11. Juli um 19 Uhr im Haus der Kirche (Janusallee 5) durch Pröpstin Christine Halisch eröffnet und ist dort bis 30. Juli zu sehen. Vom 1. bis 18. August wird sie dann in der Kapelle Bliesdorf (direkt an der Bundesstr. 501 vor Grömitz) gezeigt. „Die Ausstellung lädt zur Beschäftigung mit den Biografien weniger bekannter, aber doch sehr starker Frauen ein und macht deutlich, dass sich in der sogenannten Erinnerungskultur vielleicht ein verengter Blick auf den Widerstand in Deutschland etabliert hat. Diesen Blick auf die Rolle widerständiger Frauen im Dritten Reich zu weiten, halte ich für einen wichtigen Ansatz“, sagt Pröpstin Halisch.
Als weitere Stationen sind die Kirche in Burg, die katholische Kirche in Dahme sowie Kirchstandorte in Stockelsdorf, Neustadt, Petersdorf auf Fehmarn, Süsel, Eutin und Bad Schwartau geplant. Auch zu Themenabenden und Gottesdiensten wird eingeladen. Dass die vom Evangelischen Presseverband für Bayern kuratierte Wanderausstellung nach Ostholstein kommt, geht auf die Initiative der Eutiner Pastorin Angelika de Oliveira Gloria, der Schwartauer Pastorin Adela Jártivmová sowie auf Astrid Faehling vom Evangelischen Frauenwerk des Kirchenkreises zurück, in deren Händen die Organisation liegt. „Ohne die großzügige finanzielle Unterstützung der Sparkassen-Kulturstiftung Ostholstein wäre ein Projekt wie dieses nur schwer möglich gewesen. Umso mehr freue ich mich über das Gelingen, denn das Thema Widerstand gegen den Nationalsozialismus mahnt uns, die wachsenden rechtsextremen Tendenzen in unserer Gesellschaft nicht zu verharmlosen“, so Faehling.
Die Ausstellung „Frauen im Widerstand“ gibt Einblick in das Leben und Wirken von Frauen, die sich gegen Unrecht, Unterdrückung und Diktaturen gestellt haben. Sie halfen jüdischen Bürgerinnen und Bürgern, besorgten gefälschte Papiere, organisierten Aktionen des Widerstands oder verteilten Schriften gegen das NS-Regime. Als Referentin für ausführliche Einblicke in das Leben der vorgestellten Frauen konnte die Eutiner Literaturwissenschaftlerin Susanne Bienwald gewonnen werden.
Während Namen wie Freya Gräfin von Moltke oder Annedore Leber vielleicht im Kontext der Biografien ihrer Ehemänner – Helmuth James von Moltke bzw. der Lübecker Sozialdemokrat Julius Leber – einem größeren Kreis bekannt sind, fand das Wirken anderer Frauen weniger Beachtung. So wie bei Maria Vaders, Rädelsführerin der sogenannten Agfa-Frauen, die als niederländische Zwangsarbeiterinnen – viele von ihnen hatten vor ihrer Festnahme einer Widerstandsgruppe angehört – im Münchner Agfa-Werk Zeitzünder für Flakgranaten herstellten. Am 12. Januar 1945 legten sie einfach die Arbeit nieder und streikten so lange, bis ihnen der zuständige Kommandant eine bessere Versorgung mit Lebensmitteln zusagte. An der damals 22-jährigen Maria Vaders wurde ein Exempel statuiert: Sie bezahlte ihren Widerstand mit sieben Wochen im gefürchteten „Bunker“ des Konzentrationslagers Dachau.
Geschrieben am:
7. Juli 2025