„Sonntagsgespräch“ über die jüdische Ärztin Hertha Nathorff
Ahrensbök. Mit Hertha Nathorff (1895-1993), einer jüdischen Ärztin aus Berlin, steht der Lebensweg einer besonderen Persönlichkeit im Mittelpunkt eines Sonntagsgesprächs in der Gedenkstätte Ahrensbök (Flachsröste 16, direkt an der B432 in Ahrensbök-Holstendorf).
Die Eutiner Literaturwissenschaftlerin und Autorin Susanne Bienwald, die sich intensiv mit Hertha Nathorff beschäftigt hat, wird am Sonntag, 27. Oktober um 15 Uhr von der Verfolgung der Ärztin durch die Nationalsozialisten und deren Jahren im amerikanischen Exil berichten.
In den 1920er Jahren hatte Hertha Nathorff, die entfernt mit Albert Einstein verwandt war, als leitende Ärztin in Berlin-Lichtenberg gearbeitet, verlor aber mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten ihre Kassenzulassung und war zunächst als Sprechstundenhilfe tätig. Im April 1939 gelangen ihr und ihrem Mann noch die Ausreise nach London und die Weiterreise nach New York. Dort angekommen, sorgte sie als Krankenpflegerin, Dienstmädchen, Barpianistin und Küchenhilfe für den Lebensunterhalt der Familie. Der Verlust ihres erlernten Berufs und der beruflichen Selbstständigkeit quälte sie sehr. Nathorff gab jedoch nicht auf und leitete schon bald Kurse für Emigrantinnen im Bereich der Kranken- und Säuglingspflege, und sie organisierte kulturelle Veranstaltungen.
Später arbeitete sie nach Fortbildungen am Alfred-Adler-Institut für Individualpsychologie als Psychotherapeutin und blieb dabei ehrenamtlich weiter sozial und kulturell aktiv. Für ihr Engagement wurde Hertha Nathorff 1967 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Außerdem verleiht die Ärztekammer Berlin seit 1995 den Hertha-Nathorff-Preis für herausragende Magisterarbeiten.
Das zeitgenössische Porträt Nathorffs der Künstlerin Marlis E. Glaser hängt im Universitätsklinikum Ulm.
Das Sonntagsgespräch findet diesmal in Kooperation der Gedenkstätte Ahrensbök mit dem Kirchenkreis Ostholstein statt. Der Eintritt ist frei, wobei Spenden für die Gedenkstättenarbeit sehr willkommen sind.
Geschrieben am:
22. Oktober 2024