Sommerzeit – und die Uhr geht
Burg auf Fehmarn. Die 139 Jahre alte Burger Kirchturmuhr ist nach fast dreijährigem Stillstand wieder in Betrieb. Für die Gemeinde Sankt Nikolai war es Anlass für ein Fest.

Das muss man sich erst einmal trauen. Ausgerechnet am Tag des Wechsels von der Winter- auf die Sommerzeit feiert die evangelische Kirchengemeinde St. Nikolai in Burg die abgeschlossene Instandsetzung der 139 Jahre alten und noch mit einem mechanischen Antrieb ausgestatteten Kirchturmuhr. Das muss man sich erst einmal trauen. Ausgerechnet am Tag des Wechsels von der Winter- auf die Sommerzeit feiert die evangelische Kirchengemeinde St. Nikolai in Burg die abgeschlossene Instandsetzung der 139 Jahre alten und noch mit einem mechanischen Antrieb ausgestatteten Kirchturmuhr. Sie lud zu einem Festgottesdienst mit anschließendem Empfang. Der Blick jedes einzelnen Besuchers dürfte beim Betreten der Kirche unweigerlich in Richtung Ziffernblätter der Turmuhr gegangen sein, um einen kontrollierenden Blick nach oben zu richten, ob die Zeiger zum Gottesdienstbeginn auch wirklich 11 Uhr anzeigen. Und – sie taten es tatsächlich.
Das zeugt aber auch von großem Vertrauen in die Fähigkeiten von Jürgen Schwarck von der Hamburger Firma Iversen Dimier. Der gelernte Elektromaschinenbauer versteht viel von Elektrik und Mechanik und hat schon zahlreiche Kirchturmuhren im Norden instand gesetzt. „Das Uhrwerk ist in Ordnung, aber das Gestänge war defekt“, so Schwarck. Wenn vier Ziffernblätter damit gesteuert werden, ist das eine komplexe Geschichte, aber für Schwarck keine Hürde – er findet immer eine Lösung.
Vor knapp einem Jahr waren die Ziffernblätter auch mithilfe von Industriekletterern abmontiert worden, um sie erneuern zu können. Bereits im Mai 2022 war die Zeit – jedenfalls auf den vier Ziffernblättern der Turmuhr – stehen geblieben. „Ein Zeiger war sogar abgebrochen“, so Pastorin Bettina Axt gegenüber dem FT.
Da für die Instandsetzung der Turmuhr die relativ hohe Summe von rund 40.000 Euro aufgebracht werden musste, entschied sich die Kirchengemeinde im Juli des vergangenen Jahres dazu, einen Spendenaufruf zu starten. Mit Erfolg, denn mithilfe von mehr als 400 Einzelspenden in Höhe von fünf bis 5000 Euro sei ein Betrag von mehr als 40000 Euro zusammenbekommen, berichtete mit großer Dankbarkeit Bettina Axt im Gottesdienst. Doch nicht nur den einzelnen Spendern sprach sie ihren Dank aus, sondern allen, die zum Gelingen der Instandsetzung der Uhr und der Vorbereitung sowie Gestaltung des Gottesdienstes beigetragen hätten.
Das reichte von den Fundraisern des Kirchenkreises, den ehrenamtlichen Briefträgern, die den Spendenaufruf an die Gemeindemitglieder verteilten, über Küster Hans-Jürgen Stoelk, den weiteren hauptamtlichen Mitarbeitern und ehrenamtlich Tätigen, den Gospelchor unter Leitung des Kirchenmusikers Henning Rasch bis hin zur Erzählerin Lea Liepe, die sich anhand der Geschichte von Momo (Michael Ende) dem Thema Zeit widmete. Passend zum Titel des von den Pastorinnen Susanne Platzhoff und Bettina Axt gehaltenen Gottesdienstes: „Meine Zeit steht in deinen Händen.“
In den guten Händen von Jürgen Schwarck war offenbar auf jeden Fall die Turmuhr, die nach Worten von Bettina Axt wegen der Umstellung auf die Sommerzeit am Sonnabend um 20 Uhr angehalten und am Sonntag um 8 Uhr wieder erfolgreich gestartet worden war.
Über das Ende des fast dreijährigen Stillstands der Turmuhr war auch eine große Zahl der Kirchenmitglieder erfreut, denn sie strömten am Sonntag so zahlreich in die St.-Nikolai-Kirche, wie Bettina Axt es kaum zu hoffen gewagt hatte. Rund 200 Gottesdienstbesucher wurden von Hans-Jürgen Stoelk gezählt. Sie alle erhielten im Anschluss an den Gottesdienst die Gelegenheit, sich an einem in der Kirche aufgebauten Büfett zu stärken und auch in den Turm aufzusteigen, um sich von Jürgen Schwarck die wiedererlangte Funktionstüchtigkeit der Kirchturmuhr aus dem Jahr 1886 erläutern zu lassen.
So viele Menschen in der St.-Nikolai-Kirche – das besaß für Bettina Axt „einen Hauch von Ostern“.
Text und Foto: Andreas Höppner/Fehmarnsches Tageblatt
Geschrieben am:
31. März 2025